wildes Grün an Wortsalat

ein Blog mit Rezepten und Gedanken für die Seele

Kontakt, Impressum und Datenschutzerklärung








Kategorien:    Cândhûn    Blütenmond    privater Zauber






Beltane die Götterhochzeit



Die warme Jahreshälfte beginnt. Für mich war das seit je her ein ganz besonderer Tag. Passend dazu habe ich meine letzte Fliederkonfitüre geöffnet, in dem Wissen, dass in Kürze Nachschub zu erwarten ist.
Für die Abonnent*innen meines Rundbriefes gibt es das Rezept als PDF.

Im germanischen Raum kannten die Menschen lange Zeit wohl zwei Hauptjahreszeiten. Für sie begann mit dem 1. Mai der Sommer und endete am 31.10. Natürlich waren das nicht genau diese Daten, denn sie lebten nach einem Mondkalender. Auch heute feiern manche Hexen die Walpurgisnacht, oder besser gesagt Beltane, nicht in der Nacht zum ersten Mai, sondern am 5. Vollmond nach der Wintersonnenwende. Nach unserem Kalender fällt 2023 dieses Datum auf Freitag den 5.5. Ich bin mir sicher, einige von euch wussten das bereits, dem Einen oder der Anderen jedoch wird es ein wenig Erstaunen entlockt haben.

Seit meiner Kindheit war der Tanz in den Mai mit Hochgefühlen und später in meiner Jugend auch mit Sehnsüchten verbunden. Ich mochte schon immer die alte Tradition, dass junge Männer der Frau ihrer Wahl einen Birkenzweig oder einen Birkensprössling auf die Schwelle legten. (Obwohl ich jedes Jahr darauf hoffe, und es auch oftmals erwähne, habe noch niemals einen bekommen.)

Die Zeit, in der die Pflanzensäfte unaufhaltsam steigen und Blätter und Blüten unsere Natur schmücken, ist auch für uns Menschen die Zeit, aus uns heraus zu gehen. Wir feiern gern unsere Hochzeiten und Feste im Freien. Leben und Lieben gehört in diesen Tagen zusammen. Ich spüre es jedes Jahr, dass auch meine Hormone tanzen und singen, ein Zeichen davon wie nah wir auch den Pflanzen sind.
Der Maibaum mit Kranz gilt nicht ohne Grund als Zeichen der sexuellen Vereinigung, der Hochzeit von Gott und Göttin. Beltane steht für den Sonnengott Belenus, der sich mit der Blumengöttin vereint.
Es ist Zeit für die Göttin, den Gehörnten willkommen zu heißen ... Bei diesem Zitat aus die Nebel von Avalon von Marion Zimmer Bradley ist vielleicht eher Cerunnos ein Fruchtbarkeitsgott der Kelten gemeint. Vielleicht vereinen sich auch beide in der Gestalt des Sonnenhirschs. Egal welchen Namen der Gott trägt, die Bilder erzählen uns die gleiche Geschichte:

Die Göttin legt ihr Brautkleid an. Wir sehen es im zarten Grün und duftigen Weiß all um uns herum. Die Sonne scheint wieder länger. Es verwundert mich nicht, dass viele Traditionen im Mai und Juni mit Spaziergängen oder dem Wandern in der Natur zusammenhängen. Und sei es der feucht-fröhliche Trott (meist noch lange nicht angehender) Väter, die einen Karren mit Bier hinter sich her ziehen. Ehrlicherweise muss ich anmerken, dass ich derlei Gebaren ziemlich unattraktiv finde. Doch auf seine Weise erscheint es mir als Teil des Menschengeschlechts, dass seine animalischen Züge besonders zu den Festzeiten hervortreten und uns aufzeigen, wie nah wir unseren tierischen Wurzeln in Wahrheit immer geblieben sind. Das hat natürlich auch sein Gutes und gerade die Beltanezeit hat mich schon immer dazu angeregt, über das starre Moralkorsett von Monogamie und Ehe nachzudenken und ob es wirklich zu uns passt.

Denn durch die Augen der mittelalterlichen Christen war die Ausgelassenheit des einstigen Fruchtbarkeitsfestes natürlich etwas Teuflisches. Es sollte durch die heilige Walpurga gezähmt werden, so wie es mit vielen alten Festen getan wurde. Doch für mich fühlte es sich schon immer so an, als wäre das beim Tanz in den Mai besonders schlecht gelungen. Beltane oder Walpurgisnacht blieb ein Hexensabbat. Laut Wolf Dieter Storl dürfen wir annehmen, dass es eines der ältesten Feste überhaupt in unserem Raum ist. Bereits unsere steinzeitlichen Vorfahren feierten es, lange bevor die Kelten sich hier niederließen und diesen Brauch übernahmen oder in ihre Weltsicht integrierten?

Ob wir uns alle wild durcheinander lieben sollten, und sei es nur für diese eine Nacht? Für mich selbst kann ich diese Frage mit Jain beantworten. Am Ende muss sich jeder damit wohlfühlen, wie er liebt und lebt.
Was das Wichtigste ist? Kommunikation über unsere Wünsche und Akzeptanz dessen, dass wir alle unterschiedlich sein dürfen.
Wie siehst du das? Schreib mir deine Meinung gerne in die Kommentare.


Eintrag veröffentlicht: Freitag, 2023-04-28 von Diana

teilen  Tweet
nach oben ↑


✉️  Abonniere meinen Rundbrief und verpasse keine Sonderaktion!


Der missverstandene Tod – was nötig ist, damit wir Ostern feiern können.



Sterben kostet Kraft.
Besonders Krimiautoren und Thrillerautorinnen greifen gern nach dieser Tarotkarte, um ein bestimmtes Ereignis anzukündigen. Es entsteht der Eindruck, als würde das Bild, sobald es in einer Legung auftaucht, den baldigen Tod des Fragestellers anzeigen.
In Wahrheit geht keine ernstzunehmende Kartenlegerin davon auch nur ansatzweise aus. Und hier taucht ein weiteres Problem in dieser Sache auf: Wahrsager sind manchmal Gaukler, Quacksalber oder Profitsüchtige. Genau wie in anderen Bereichen sind das jedoch die faulen Eier. (Die Gaukler ausgenommen. Schließlich wollen sie unterhalten und nicht ernstgenommen werden.)
Es gibt auch noch eine andere Seite der Karten: Eine psychologische Deutung mit der Absicht, Verhalten und Gefühle zu reflektieren, um individuelle Lösungsansätze für Probleme zu finden. In einer solchen Legung wäre es ziemlich seltsam, Ereignisse in einer ungeschriebenen Zukunft als ausweglos anzusehen. Wozu reflektieren und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, wenn am Ende das Schicksal über uns bestimmt?
Was aber soll er uns dann sagen, der Tod, die Nummer 13 in der Großen Arkana? Eine Bedeutung, und da nähern wir uns den Gedanken der Autor*innen, ist, dass der Fragende die Angst vor dem Tod überwinden muss, um sein Problem zu lösen.
Dennoch bleibt zu klären, was der Tod im Sinne einer solchen Deutung eigentlich ist. Manche sagen »Transformation«. Doch das stimmt nur zum Teil.
Der Tod ist der Moment, in dem du etwas Altes aufgibst. Er ist der nötige Schlüssel für die Transformation und er braucht Kraft. Das Bekannte loslassen, ins Unbekannte übergehen, ist ein mutiger Schritt. In vielen Situationen des Lebens halten wir aus der Furcht davor ungesund lange an etwas Altem fest, das uns nicht mehr guttut. Und hier kommt die Karte ins Spiel. Welchen Aspekt deines Lebens musst du gehenlassen, damit Neues daraus entstehen darf, das seinen Platz einnimmt?
Im Kreislauf der Natur geschieht dieses Wunder der Neuschöpfung jedes Jahr. Nach dem schmerzhaften Moment, in dem wir den alten Sommer gehen ließen, begann in der Dunkelheit des Winters die Transformation. Nun zu Ostara ist die Wandlung vollendet: Der Sommer wird wiedergeboren. Wir brauchen ihn, um zu leben, den missverstandenen Tod. Nur durch ihn können wir im Fluss des Lebens bleiben. Stillstand wäre ein ewiger Winter.

Mehr Gedanken zum Jahreskreis findest du im neuen Buch von Blütenmond. Zusätzlich zu vielen Rezepten und Tipps rund um saisonale Wildkräuter- und Blüten-Küche.
Zauber der Blütenküche – Mit festlichen Rezepten für deinen Jahreskreis
Ringbuch ISBN-13‏ : ‎ 978-3756809806 Preis: 24,99€
Hardcover ISBN-13‏ : ‎ 978-3738658217 Preis 34,99€
bald auch als eBook verfügbar
Blütenmond, das sind wir: www.blütenmond.de
Eintrag veröffentlicht: Montag, 2023-03-20 von Diana

teilen  Tweet
nach oben ↑


Litha oder Mittsommer, der längste Tag des Jahres



Was bedeutet Litha?
Am 21. Juni feiern wir Litha oder Mittsommer, den Höchststand der Sonne und somit den längsten Tag des Jahres. Das christliche Pendant heißt Johannistag und wird am 24. begangen.
Druiden nennen das Fest auch Meán Samhraidh. In keltischen Zeichnungen finden sich viele Bilder, die auf die Sonnenwendfeiern Bezug nehmen. Danu und Bìle die keltische Urmutter und der Urvater wurden geehrt. Vielleicht siehst du in diesen kurzen, meist warmen Nächten zum Sternbild Kassiopeia auf. Die Kelten nannten es Danus Residenz. Danus Lichter, die Sonnenwendfeuer und Sterne stehen für ihre unerschöpfliche Kraft.
Viele Bräuche wie Sprünge über das Feuer und verteilen von Asche auf den Feldern zur Segnung aber auch das Schmücken von Eichen und Weißdorn an Quellen sind überliefert, und werden mancherorts noch heute gelebt. Ein besonderes Tier (unter vielen heiligen Tieren) war für die Kelten das Pferd. Auch Riten, die Pferdefiguren einbeziehen, sind bekannt.

Es ist die Zeit der Blüte. Jetzt kannst du die wunderbaren Blüten, die dein Jahr bereits hervorgebracht hat, ehren, damit befruchten und für eine reiche Ernte bitten.
Für mich beginnt hier die Zeit der Fülle, nun erblühen so viele verschiedene Pflanzen, dass die Auswahl für ein leckeres Rezept kaum zu treffen ist. Ein bunter Salat darf zu Litha nicht fehlen. Ich mag ihn mit Erdbeeren und Salbeiblüten, Aromen, die eine besondere Kombination ergeben.

Eines der wichtigsten Sonnenwendkräuter ist das Johanniskraut. Die Verbindung wird bereits am Namen sichtbar. Der Tüpfelhartheu (Hypericum perforatum) trägt die Kraft der Sonne in sich. Ein Tee aus diesem Kraut wirkt unter anderem gegen leichte bis mittelschwere Depressionen und Bettnässen bei Kindern. Der Hauptwirkstoff, das Hypericin, ist ein fluoreszierendes, rotes Pigment, das außerdem antivirale Eigenschaften hat. (Es gibt Untersuchungen zur Wirkung bei Aids, Virushepatitis und chronischem Müdigkeitssyndrom.) Wegen der auffälligen Farbe hat das Kraut auch den Namen Blutkraut erhalten.
Das rote Öl der Pflanze findet unter anderem bei Wund- und Schmerzbehandlung Anwendung. Ein wenig Vorsicht ist geboten, denn die Kraft hat immer auch ein zerstörerisches Element. Hypericin macht den Körper empfindlich gegenüber der Sonne. Es kommt während der Einnahme oder Anwendung schnell zu Sonnenbrand. Bei normaler Dosierung auch über einen längeren Zeitraum hinweg gibt es keine Nebenwirkungen. Jedoch ist eine Gabe bei verschiedenen HIV Präparaten, Antidepressiva und Antibabypille nicht anzuraten, bitte immer mit einem Arzt absprechen.


Eintrag veröffentlicht: Donnerstag, 2021-06-24 von Diana

teilen  Tweet
nach oben ↑


Veilchen - und andere Blüten kandieren in 5 Schritten

Veilchen wurden bereits 400 vor der Zeitenwende zum Verkauf angebaut. Sie waren die Lieblingsblume von Napoleon und sind ein Symbol für die treue Liebe. Im viktorianischen Zeitalter stieg ihre Beliebtheit in Großbritannien massiv. Die Geschichte des Kandierens oder Konfierens, um Nahrung haltbar zu machen, ist ebenfalls sehr alt. Doch über all diese Dinge will ich jetzt nicht lang schwafeln. Es geht sofort in die Praxis:
Veilchen, Stiefmütterchen, Rosen, Flieder, Schlüsselblume und viele essbare Blüten mehr kannst du zum Kandieren verwenden. Durch einen Überzug mit feinem Zucker bleiben die wunderschönen Formen und Farben der Blüten bis zu einem Jahr erhalten und schmackhaft.

Was brauche ich alles, um Blüten zu kandieren?




1. ganz klar – essbare Blüten :) aus Bioanbau oder dem eigenen Garten, damit du dir sicher sein kannst, dass sie nicht gespritzt wurden.
2. etwas Zucker, (am besten eignet sich feinste Körnung, der normale funktioniert auch; aber keinen Puderzucker verwenden, weil sonst eine milchig matte Kruste entsteht, und wir wollen ja glitzernde Schönheiten zaubern.)
3. einen sauberen Pinsel
4. etwas Backpapier
5. ein Eiweiß, sauber vom Gelb getrennt
6. etwas Fingerspitzengefühl


Um die Schönheit der Veilchen in ein funkelndes Zuckergewand zu bannen, brauchst du zunächst einmal die allerschönsten Blüten. Denn nachdem der Zucker getrocknet ist, bleibt die Form für immer, oder zumindest bis sie gegessen wird.
Extra Tipp: Blüten halten sich gut 2 Tage im Kühlschrank. Wenn du nicht sofort dazu kommst, sie zu verarbeiten, stelle sie am besten dort hinein, damit sie nicht schlapp werden. Am besten eignen sich jedoch frische Blüten.

Blüten kandieren Schritt für Schritt:



1. Eiweiß schaumig schlagen. Das gelingt mit einer Gabel. Du kannst auch einen Mixer verwenden, dann nicht steif schlagen. Es genügen große Blasen, sonst ist der Schaum zu fest und lässt sich schlecht auftragen.


2. Die Blüte vorsichtig von allen Seiten mit Eiweiß einpinseln, keine Stelle trocken lassen.


3. Den Zucker über die Blüte rieseln lassen. Hier ist das Fingerspitzengefühl gefragt. Zu viel erschlägt regelrecht die natürliche Form der zarten Blätter, doch sollte jeder Fleck ein paar Zuckerkörnchen abbekommen.


4. Die Blüten auf das Backpapier legen, dabei sollten sie sich nicht gegenseitig berühren. Du kannst sie noch ein wenig in Form bringen. Auch hierbei nicht mit roher Gewalt arbeiten, durch Eiweiß und Zucker sind die Blütenblätter jetzt etwas schwerer und können leicht reißen.

5. Etwa 24 Stunden sollten die Blüten trocknen. Dafür eignet sich der Kühlschrank oder ein kühler, geschützter Ort. Wenn die (Veilchen-)Blüten ausgehärtet sind, kannst du sie in einem verschlossenen Glas bis zu einem Jahr lagern.

Kandierte Blüten sind ein absoluter Hingucker auf Muffins, Torten oder Nachspeisen und schmecken einfach köstlich.



Eintrag veröffentlicht: Mittwoch, 2021-04-21 von Diana

teilen  Tweet
nach oben ↑


Pars' Wille - Geisterkrieger und Elfenmagier



Eine zaubernde Elfe und ein mächtiges Totenheer - beides gibt's am Ende der ersten Staffel Kurzromane aus Candhun. Trotz der weltlichen Probleme meiner Protagonisten ist genug Platz für einen High-Fantasy-Showdown. Hier bekommst Du eine Leseprobe:

»Sám ist unter ihnen, ich bin mir sicher!«, rief Jesmia schockiert und bahnte sich energisch einen Weg durch die Menschentraube, die sich am Rande des Heilerlagers gebildet hatte. Ella stand einige Schritt von ihr entfernt und Rücken und Köpfe schlossen sich gleich wieder zu einer einheitlichen Front, die ihr die Sicht versperrte. Eine eisige Windböe ergriff heulend ihren Rock.
»Ella, Schätzchen!«, zischte es wie Splitter durch die Luft. Direkt vor ihren Füßen bohrte sich eine Glefe in den Boden, sie blieb federnd stecken. Ella erstarrte in der Bewegung. Verstört blickte sie auf den blonden Mann mit dem überaus ordentlichen Scheitel. Noch beim selben Lidschlag hatte der Inquisitor sie im Nacken gepackt. Seine andere Hand zog die Stangenwaffe aus der Erde. Ein triumphierendes Lachen legte sich wie ein Lasso um ihren Verstand, es zwängte alle anderen Geräusche in den Hintergrund. Sie gab einen dumpfen Laut von sich, zeitgleich zuckte ein heißer Stich durch ihren Knöchel. Instinktiv versuchte sie, Rodrik abzuwehren, doch ihre Hände fanden keinen Widerstand, sie tastete ins Nichts. Mit einem bestialischen Stoß und einer weiteren Windböe landete Ella vor einem der großen Steine inmitten des Lagers. Ein spitzer Schmerz fraß sich durch ihr Rückenmark, er zwang ihr einen gellenden Schrei ab. Begleitet von dem blechernen Lachen beugte sich Rodrik zu ihr herunter, sein Fäulnisgestank kroch ihr in die Nase.
»Überaus bezaubernd, dass wir uns endlich wiedersehen«, merkte er näselnd an. Dann packte er sie am Hals. Ohne jede Anstrengung zog Rodrik sie auf die Beine. Dabei presste er brutal sein Knie zwischen Ellas Schenkel und sie mit dem Rücken gegen den Stein.
»Wie ich sehe, hast du endlich Respekt vor mir gelernt«, fuhr er mit dem Gesicht dicht vor ihren Augen fort. Der Druck auf ihrer Kehle intensivierte sich. Ihr Blut schoss in den Kopf, es hämmerte durch die Adern. Rodriks blassblaue Augen fixierten sie verzückt. Er beobachtete schadenfroh, wie Panik von Ella Besitz ergriff. Sie suchte hektisch mit den Augen nach Hilfe, doch sein Raubtiergrinsen nahm ihr die Sicht. Die Lungen krampfte flehend nach Luft und der Schmerz zwischen ihren Beinen loderte bis in die Eingeweide. Der Inquisitor trat einen Schritt zurück, sodass Ella vor ihm auf die Knie fiel. Ihre zitternden Hände gruben sich haltsuchend in den Matsch. Hastig rang sie nach Atem. Rodrik verpasste ihr mit seinem hübsch gespornten Reitstiefel einen kräftigen Tritt in die Seite. Der Stoß wirbelte sie herum. Ausgeliefert starrte sie zu ihm auf. Diesmal war niemand zu Stelle, der ihr helfen konnte. Blaue Blitze formierten sich um seine schlanke Gestalt. Sie zuckten auf Ella zu, überdeckten ihre dumpfen Schmerzen mit andauernden kleinen Explosionen, die durch ihre Blutbahn rannen und sie an den Boden fesselten. Der fortschreitende Tag hatte den Sonnenstand bis in den Zenit getrieben. Ella konnte nichts als eine dunkle Gestalt über sich erkennen, die in den gleißend grauen Himmel emporragte. Plötzlich blendete sie zusätzlich die Reflexion an seiner Klingenspitze, die langsam auf sie zu schwebte. Die Seherin bewegte die Lippen, brachte jedoch keinen Laut hervor. Nicht einmal als die scharfe Schneide sich kurz über dem Halsausschnitt ihres Kleides in die Haut bohrte.
»Es ist mir, wie immer, ein Genuss, unser kleines Spiel«, säuselte er. Seine Stimme schnitt, wie das brennende Gefühl auf ihrer Haut, das sich gemächlich bis zum Bauchnabel senkte, während er Kleid und Haut aufritzte. Mit einer eleganten einhändigen Waffenführung schlug er eine Seite des Stoffes über ihrer Brust zurück und betrachtete sie gefräßig. Dabei sog er geräuschvoll die Luft ein und simulierte ein lustvolles Zittern. Für einen Lidschlag gewann Ellas Ekel über ihre Furcht. Sie rollte sich herum und beförderte sich mit einem verzweifelten Ruck auf die Füße.


Happy End? Was es wird kannst Du ab dem 1.10.2020 im fünften und letzten Teil der Kurzroman-Reihe für Kindle (und Kindle Unlimited) erfahren.

Pars' Wille hier für Deinen Kindle vorbestellen.
Eintrag veröffentlicht: Samstag, 2020-09-26 von Diana

teilen  Tweet
nach oben ↑


Ältere Beiträge           Beiträge als RSS-Feed